Sustainability Activities
at 11 Universities in California: Stanford University, University of Redlands
and 9 Universities of California: Berkeley, Davis, Merced, Los Angeles, Irvine,
Riverside, San Diego, Santa Cruz, Santa Barbara
Reisebericht von Peter Schmuck, IZNE Uni
Göttingen, 2.-26. März 2012
Das erste Windrad mit vertikaler Achse an der
US Uni San Diego: PV Anlage mit 30% Wkgsgrad
Küste, Santa Cruz, von UCSC und Stadt gebaut und Bioenergie-Brennstoffzelle mit 2.4
MW
Veranlassung
der Reise: Seit dem Jahr 2000 bin ich im Rahmen des
Zentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen (IZNE) in
Aktionsforschungsprojekten zum Umbau der Energieversorgung Deutschlands hin zu
dezentraler Versorgung mit erneuerbaren Energie aktiv. In den letzten Jahren
entstand im Göttinger IZNE Team die Idee, die erfolgreichen Aktivitäten unseres
Teams in Dörfern und Landkreisen Deutschlands auch für Lehre und Gestaltung
nachhaltiger Lebensmuster innerhalb der
Universität zur Verfügung zu stellen. Seit 2011 erfährt diese Idee durch
die neue Präsidentin der Universität Göttingen Unterstützung. Sie empfahl,
schon bestehende Kontakte zur UC Santa
Barbara, an der auch E.U. von Weizsäcker einige Jahre tätig war,
auszubauen. Von Paul Rowland, Leiter der
Association for Advancement
of Sustainability in Higher Education (AASHE.org),
den ich 2011 in Korea kennenlernte, erfuhr ich, dass in den USA zahlreiche
Universitäten Nachhaltigkeitsaspekte in die Lehre sowie Administration
aufgenommen haben. So beschloss ich,
aktuelle Erfahrungen in Deutschland mit unseren
Nachhaltigkeits-Aktionsforschungsprojekten außerhalb
von Universitäten in Kalifornien vorzustellen und dort gesammelte
Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsaktivitäten innerhalb
von Universitäten aus erster Hand
aufzugreifen, um sie ggf. für die weitere Entwicklung in Deutschland nutzbar zu
machen.
Organisation
der Reise: Im Januar 2012 habe ich den
Nachhaltigkeitsverantwortlichen einer Reihe kalifornischer Universitäten
angeboten, über die Projekte in Deutschland vorzutragen und über mögliche
Kooperationen bei universtäts-internen
Nachhaltigkeitsaktivitäten (Lehre und Administration) zu diskutieren.
Kalifornien wurde gewählt, weil dort Nachhaltigkeitsaktivitäten, verglichen mit
anderen Gebieten der Welt, am fortgeschrittensten
scheinen und in höchster territorialer Dichte vorzufinden sind. Alle
angeschriebenen Personen luden mich an die jeweilige Universität ein. An fünf
Universitäten hielt ich einen Vortrag vor größerem Publikum, an den anderen
Universitäten in Round-Table Gesprächen in kleinerem Kreis. Im Präsidium des UC
Verbundes in Oakland fand ein Austausch mit den für alle 10 UCs
Verantwortlichen für Nachhaltigkeit statt. Vorgestellt wurden die erfolgreichen
Aktionsforschungsprojekte unseres Zentrums im Rahmen des „Göttinger Ansatzes
der Nachhaltigkeitsforschung“ sowie die dahinterstehende psychologische
Theorie, nach der Menschen das Potential zu Engagement für Nachhaltige
Entwicklung aufweisen, dessen Nutzung und Entfaltung Gewinne für das
Wohlbefinden bewirkt. Die besuchten Universitäts-VertreterInnen
stellten mir wegweisende Projekte der einzelnen Unis auf Campus-Rundgängen vor.
Die Hauptverantwortlichen für Nachhaltigkeit von jeder der Universitäten habe
ich über ihre Sicht zur Geschichte dieser Aktivitäten, zum
Nachhaltigkeitsverständnis, zur persönlichen Motivation, zu den
Pionierprojekten in Forschung, Lehre, Administration sowie zu studentischen
Initiativen befragt.
Ergebnisse
der Reise bezüglich meiner Berichte: Die Ergebnisse der Aktionsforschungsprojekte des
Göttinger Teams wurden mit Erstaunen und Begeisterung aufgenommen. Allerorten
wurde Interesse am Fortgang der Arbeiten auf Landkreisebene sowie an aktuellen
Publikationen, z.B. über die psychologischen Erfolgsfaktoren unserer
Projekte, geäußert. An einigen Unis
wurde der Wunsch geäußert, dass wir unsere Erfahrungen über internet-gestützte
Lehrmethoden im Rahmen von „Webinars“ in laufende
Kurse in Kalifornien (z.B. über Skype) einspeisen.
Mit der Uni San Diego wurde eine solche Kooperation für das FS 2012 bereits
vereinbart. Mein Angebot, bei Gegenbesuchen in Deutschland unsere Projekte vor
Ort vorzustellen, wurde gern notiert.
Ergebnisse
der Reise bezüglich der US Erfahrungen: Über die Kontakte mit
Paul Rowland von AASHE wußte ich bereits, dass die
Mehrzahl aller US amerikanischen Universitäten und Colleges Mitglied dieser
Vereinigung sind, sich also zumindest formell zu einer Einführung von
Nachhaltigkeitsthemen in Lehre und Alltag der Universitäten verpflichtet haben.
Nun wollte ich herausfinden, welche Aktivitäten hierzu vor Ort an den besuchten
Universitäten tatsächlich stattfinden und welches Nachhaltigkeitsverständnis
vorherrscht. Die Aktivitäten lassen sich schwierig aufgliedern, da
Universitäten als „living laboratories“
für nachhaltige Lebensstile betrachtet werden, also Lehre, Forschung und das
studentische Leben im Campus als eng verwoben gesehen werden. Meinen folgenden
Versuch einer Strukturierung bitte unter diesem Vorbehalt sehen.
·
Nachhaltigkeitsverständnis: Der
Fokus liegt auf ökonomischen Aspekten (und hier insbesondere auf Effizienz- und
Ressourcenreduktionseffekten, die sich leicht mit Wirtschaftlichkeitskriterien
der Unis vereinbaren lassen) sowie auf ökologischen Aspekten (save the nature). Nach sozialen Aspekten,
betreffend internationale Verteilungsfairness habe ich überall gefragt: Das
Problem der ungerechten Verteilung ist allen bewusst, aber entsprechende
Lösungsideen werden als blinder Fleck der Nachhaltigkeit gesehen. Immerhin kommen fair-trade gehandelte food-Produkte zunehmend in den Blick, also ein guter Anfang. Wenn ich „voluntary simplicity“ als
potentiellen Lebensstil explizierte, wie ihn Duane Elgin in seinem Lebenswerk
beschreibt und als Lösung des Suffizienz Aspektes der Nachhaltigkeit vorschlägt
– (ihn hatte ich auch besucht) - , stiess ich
weitgehend auf Skepsis, ob man das dem hochgradig konsum-orientierten
Durchschnitts-US-Amerikaner schmackhaft machen könne. Ich verwies dann auf Elgins Schätzung, nach der bereits 20% der jetzigen US
Amerikaner diesen Lebensstil anstreben, und letztlich bezeugen ja auch bereits
die tausenden radfahrenden
Studenten in Davis oder Irvine Ansätze dieses Lebensstils. Am Rande: Über das
genaue Ausmaß an CO2 Emissionen pro Kopf und Jahr wusste niemand meiner Gesprächspartner
genau Bescheid. Ich habe die Durchschnittswerte für Europa/Deutschland (10
Tonnen) sowie die für Jühnde (4 Tonnen) genannt. Nach
den durchschnittlichen Wert der US Amerikaner (m.W. 20
Tonnen) hat niemand gefragt ;).
·
Entstehung
der Nachhaltigkeitsaktivitäten: Initiator der Aktivitäten waren Mitte des
vergangenen Jahrzehnts Studierendengruppen an mehreren Universitäten. Es gelang
ihnen, mehrere Uni-Leitungen und auch das Präsidium der 10 UC Campuses in Oakland von Sinn und Notwendigkeit von Nachhaltigkeitsaktivitäten
in Lehre und im Uni-Alltag zu überzeugen. „If you preach that we all are responsible for future
generations, then we all have to start to behave accordingly today.“ Einige der
Leiter der Studierendeninitiativen sind heute selbst in den neu geschaffenen
„full-time-sustainability management positions“ tätig: Matt St. Clair ist
Sustainability Manager im Office of the President der Univiersities of California
in Oakland oder Fahmida Ahmed ist
jetzt Leiterin des Office
of Sustainability der Stanford University.
·
Formelle
Struktur der Aktivitäten: Seit etwa fünf Jahren gibt es an allen besuchten
Universitäten Nachhaltigkeitsabteilungen, welche mit Personalstellen und
Räumlichkeiten ausgestattet sind. Am umfangreichsten schien mir die Ausstattung
an der University of Santa Cruz zu sein: Hier sind auf einer ganzen Büroetage
vier Personen full-time beschäftigt und für acht
Praktikantenstellen gibt es das nötige Büroinventar, weitere 32 Praktikanten
sind mit Nachhaltigkeitsanliegen auf dem Campus unterwegs. Die Stellen sind
meist der Admistration zugeordnet, von wo aus sie
dann mit Schwerpunkt Operations (also uni-interne
Aspekte bzgl. energy, food,
transportation, waste reduction, climate protection, fair trade) teilweise
auch Koordinationsaufgaben bezüglich Lehre, Forschung und
Studierendenaktivitäten übernehmen. An einigen Unis (z.B. UC Santa Barbara)
gibt es zusätzlich Chancellors Advisory Commitees on Sustainable
Development, also direkt dem Präsidium unterstellte Beiräte, die sich
regelmäßig treffen, um Ziele, Strategien und Evaluationen zu beraten.
Im UC Verbund gibt es einen
Nachhaltigkeitsverantwortlichen im Office of the President in Oakland, welcher für die Weiterentwicklung
eines Vereinbarungspapiers aller 10 UCs zuständig ist. In diesem Dokument „Sustainable Practices Policy“ sind
die Zielvereinbarungen und Kriterienlisten
für alle 10 UCs bezüglich
“green building design, clean energy, climate protection practices, sustainable
transportation, sustainable buildings operations, recycling and waste
management, environmentally preferable purchasing practices” sowie “sustainable foodservice practices” festgehalten.
·
Finanzierung
der Aktivitäten und Motive der Uni-Leitungen: Die Stellen werden aus
Uni-Mitteln (z. B. Chancellors Green Fund Fonds) sowie
an einigen Unis aus TGIF Mitteln („the green initiative fund“, von
Studierendengremien beschlossene Abgaben der Studierenden für
Nachhaltigkeitsanliegen, z.B an der UC San Diego 3
Dollar je Studierenden pro Semester – bei 28 000 Studis summiert sich das auf
84 000 Dollar pro Semester) bezahlt. Die Motivierung der Unileitungen, Geld
bereit zu stellen erklärt sich zum einen aus erwarteten Einsparungen (wenn z.B.
in Berkeley die Energieeinsparmaßnahmen die erwarteten 10% erreichen, sind das
10 Mio Dollar pro Jahr bei derzeit 100 Mio Ausgaben für Strom und Wärme), zum anderen aus dem in
den USA bereits bestehenden Gruppendruck, welcher durch die Teilnahme der
Mehrzahl und vor allem der namhaften Unis an entsprechenden Aktivitäten
entstanden ist. Auch die Erwartungen und Wünsche der angehenden Studierenden („they are our
clients!!!“), für die Nachhaltigkeitsaspekte bei der
Entscheidung für eine Universität immer wichtiger werden, wurden als Motiv von
Uni-Leitungen genannt. Eine Princeton-Studie
vergleicht seit einigen Jahren die stetig zunehmenden Nachhaltigkeits/Umwelt-Motive
der Studis und entsprechende Leistungen aller US Unis. Last not least darf man
auch von einer intrinsischen Nachhaltigkeits-Motivation in einigen
Uni-Leitungen ausgehen, anders läßt sich zumindest
der Beginn dieses Prozesses schwerlich erklären. An einigen Unis wurde mir
bestätigt, dass die Uni-Leitungen die Aktivitäten nicht nur dulden, sondern
aktiv unterstützen (an der UC Merced unterstützt die Präsidentin eine OCCUPY
Gruppe, welche seit November freie Bildung und eine extra tax für Reiche
fordert).
·
Ziele:
Im UC Dokument „Sustainable Practices Policy“, letzte Fassung vom August 2011 sind folgende
aktuelle Ziele genannt (Beispiele): green building design: Neue Gebäude sollen dem LEED “silver” Standard genügen (das ist nach Einschätzung von
E.U. von Weisäcker nicht sehr ehrgeizig, selbst der „gold“
Standard ist bezüglich Dämmung nur halb so gut wie sein Haus im Schwarzwald), clean energy:
bis 2014 10 MW Renewable Energy, climate protection practices: bis
2020 die GHG emissions auf den Stand von 1990
zurückbringen, sustainable transportation:
hier werden effizient vehicles und alternative fuels genannt, aber keine konkreten Vorgaben gemacht, sustainable buildings operations: Jeder Campus soll ein pilot
building nach LEED-EBOM zertifizieren lassen und
campusweit bis Juli 2012 die Zertifizierung mehrerer Gebäude vorbereiten, recycling and waste management: zero-waste goal bis 2020 (municipal solid waste, das
scheint mir das anspruchsvollste Ziel zu sein, hier stöhnten mehrere
Gesprächspartner auf, als ich sie nach Details fragte), environmentally preferable purchasing practices:
Maximierung des Anteils entsprechender Produkte, sowie sustainable foodservice practices: 20% sustainable food products bis 2020
·
Motivierung
durch Preise und Wettbewerbe: An mehreren Unis werden intern Preise für
vorbildliches Verhalten ausgelobt. Zwischen den Unis organisierte Wettbewerbe
nach unterschiedlichen Kriterien scheinen recht wirksam zu sein, man wirbt z.B.
in Stanford damit, als eine von 4 UCs bzw. von 22 US Unis als „Real Food Pioneer“ ausgewählt worden zu sein. In Stanford wurde
außerdem als wichtiges Motiv für Nachhaltigkeitsaktivitäten genannt, man sei
nach einigen Jahren in Führung von Harvard überholt worden, also müsse man
wieder mehr tun.
·
Aktivitäten
in der Forschung: Hier wurden mir unterschiedlichste
interdisziplinäre Projekte genannt. Auf meine Frage nach Kooperationen mit
Praxispartnern ausserhalb der Universität wurden mir
Kooperationen mit Industriepartnern genannt, z.B. ein Bio-Treibstoff
Forschungsinstitut in Berkeley, das mit 500 Mio
Dollar von einem Ölkonzern gesponsort wurde.
Aktionsforschung in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Interessengruppen
in kommunalen/regionalen Projekten, wie wir sie machen, habe ich in Ansätzen in
Santa Cruz, Los Angeles, Redlands und Riverside
(Kooperation mit der Stadtverwaltung in EE Projekten) sowie Irvine und Davis
(gerade entstehende Kooperationen mit „Transition Town“ Gruppen) wahrgenommen,
an den anderen Unis nicht.
·
Aktivitäten
in Verwaltung/Administration: Hier gibt es endlos viele einzelne Aktivitäten
bezüglich der o.g. einzelnen Ziele, mit unterschiedlichen Schwerpunkten an den
einzelnen Unis. So gibt es Unis mit einer ausgeprägten Radfahrkultur, was für
US Verhältnisse ziemlich ungewöhnlich ist, in denen es hauptamtliche
Fahrrad-Verkehr Manager gibt, welche die Radströme intelligent bewältigen (z.B.
mit Service Stationen, welche unentgeltlich Werkzeug bereithalten). Unis, in denen man auf abfallarme Esskultur
mit lokaler Nahrung setzt (auch wegweisend umgesetzt, in Davis zahlt man einmal
„Eintritt“ in die Mensa und kann dann aus einer Vielzahl leckerer Speisen
selbst die Mengen auswählen, Geschirr wird gespült). Unis, in denen man auf
Energiesparen bedacht ist und mit Visualisierungen des Verbrauchs, mit
intelligenten Schaltungen den Verbrauch reduziert (etwa in Berkeley, Davis und
Stanford). Aus unserer Sicht bei dem riesig hohen Ausgangsniveau des Verbrauchs
vielleicht nicht besonders aufregend, aber wenn man die US Maßstäbe anlegt ist
das schon revolutionär, dass man überhaupt anfängt, zu fragen, ob denn ständig
entweder Kühlung oder Heizung an sein müssen. Erneuerbare Energien sind im
Kommen, spielen aber bis auf wegweisende Einzelprojekte in der Breite bislang
nur eine marginale Rolle, weil die Investition sich aufgrund der immer noch
sehr niedrigen Strompreise (für Unis als Grosskunden
oft unter 10 Cent/kwh) erst nach Jahren vielen
auszahlt. Immerhin: In Davis baut man einen Campus-Teil für 5000 Studis, der
soll emissionsfrei werden, indem man Energie aus Photovoltaik und Biogas nutzt
(aus den 20 t bio-waste, die pro Tag auf dem
Campus-Gelände anfallen). In Santa Cruz wurde gerade das erste Windrad mit
vertikaler Achse an der gesamten US Küste errichtet, und in San Diego wurde mir
eine PV Solaranlage gezeigt mit unglaublich hohem Wirkungsgrad von 30%
(Nachführung und Brennglastechnik). In LA und San Diego wird Klärgas und Deponiegas in einer Brennstoffzelle (2.4 MW,
derzeit die größte der Welt) bzw. einem Blockheizkraftwerk enrgetisch
verwertet. Mir fiel die sehr gute Öffentlichkeitsarbeit auf. In allen Unis
waren Aktionen zu Nachhaltigkeitsaspekten öffentlich präsent, mit Plakaten auf
dem Uni-Gelände, in Werbebroschüren der Uni, in einigen Mensen wurde mit großen
Infotafeln auf Herkunft der Nahrung und Nachhaltigkeitsaspekte dabei verwiesen,
etwa auf Nebenkosten bei Importen aus fernen Ländern. Einige Unis haben Gärten,
in denen ökologische Anbaumethoden praktiziert werden, teilweise mit Permakultur-Elementen, z.B. in Santa Cruz, wo schon seit
den 1970ern organic farming
auf dem Campus betrieben wird und mit PV experimentiert wird.
·
Aktivitäten
in der Lehre: Es gibt zahlreiche punktuelle Aktivitäten,
einzelne Kurse mit Nachhaltigkeitsinhalten und Praktikumsangebote. In einigen Unis (Santa Barbara, Redlands) gibt es Wahlpflichtangebote (general
education courses) für alle
Studierenden, welches Nachhaltigkeitsaspekte beinhaltet. Ein Master- oder PhD Curriculum, welches sich explizit Nachhaltigkeitsanliegen
in der vollen Breite widmet, gibt es an den besuchten kalifornischen Unis noch
nicht, aber schon an einigen anderen US Unis, z. B. an der State University of
San Diego oder der University of Oregon
(„Leadership in sustainability“
graduate certification programme, olis.uoregog.edu). An der Uni New Mexico (an die
ich ebenfalls eine Einladung erhielt, die ich aus Zeitgründen nicht annehmen
konnte), wird ebenfalls gerade an einem
entsprechenden Curriculum gearbeitet, das in Kürze starten soll (sust.unm.edu). Alle Befragten waren sich einig, dass ein
solches Curriculum erforderlich sei. An der Uni Santa Barbara wird an einem
solchen Curriculum gearbeitet, es soll 2013 einsatzbereit sein (Interdisciplinary PhD, initiated by the
faculty senate sustainability working group, ca. 20 departments sollen
beteiligt sein). In Redland ist ein Minor zu Sustainability in
Planung.
An der UC Santa Cruz finden ähnlich wie Girschners LOCO Initiativen in Göttingen interne Sustainability-Sensibilisierungs- bzw. Weiterbildungskurse
statt, bei dem letzten 3 tägigen off-campus Treffen
waren 100 Studierende und 20 Persoinen vom Staff beteiligt.
·
Studentische
Aktivitäten: In allen Unis sind dutzende Gruppen von
Studierenden aktiv, welche sich Umwelt- und Nachhaltigkeitsaktivitäten widmen.
In Berkeley ist z.B. kürzlich ein von Studenten betriebener Laden mit fair
gehandeltem Öko-Food eröffnet worden. Diese Gruppen arbeiten meist wenig
koordiniert nebeneinanderher, nur an wenigen Unis werden diese Gruppen von den
Nachhaltigkeitsverantwortlichen koordiniert.
·
Uni-übergreifende Veranstaltungen/Aktivitäten:
2012 findet bereits der 9. US-weite „Sustainability Summit“ statt, mit 2000 Teilnehmern bereits ein „Riesen“-
Kongress. Es gibt einen Newsletter von AASHE.org, der mehrfach im Monat differenziert
und gut sortiert über die Aktivitäten in den USA berichtet. In Kalifornien
selbst gibt es einschlägige Kongresse, z.B. 2012 einen Higher Education Sustainability Congress mit 1000
erwarteten Teilnehmern, was auf die Bedeutung des Themas allein in diesem
US-Staat verweist.
Fazit:
Beim Blick Richtung USA fallen vielen Europäern zuerst die eminenten
Treibhausgasemissionen und die dahinterliegende vermutete allgemeine
Sorglosigkeit vieler US Bürger gegenüber Klima- und Nachhaltigkeitsfragen in Auge.
Nun scheint es an der Zeit zu sein, diesen ersten Eindruck, zumindest für den
Bereich der Universitäten, zu differenzieren. Was ich in den besuchten
Universitäten an nachhaltigkeitrelevanten Aktivitäten
beobachtet habe, stellt die Entwicklungen an den deutschen Universitäten (mit
Ausnahme von Lüneburg und Oldenburg) weit in den Schatten. Auch wenn nach einem
strengen Nachhaltigkeitsmaßstab noch nicht alle Aspekte ausgeleuchtet werden
(unterbelichtet scheinen mir Suffizienz- und soziale Fairness-Aspekte), darf
nach meiner Ansicht die aufwendige und öffentlichkeitswirksame Sensibilisierung
der Studierenden für die vielen nachhaltigkeitsbedeutsamen scheinbar kleinen
Aspekte des alltäglichen Lebens, vom Transport über regionale Nahrung, Wasser-
und Energiesparen bis hin zu fair gehandelten Produkten, darf die Einbindung
von Studis in entsprechende Aktionen sowie deren Verknüpfung mit
Lehraktivitäten (Universität als Laboratorium für zukunftsfähige Lebensmuster)
für deutsche Unis derzeit als vorbildlich gelten. Solcherart Entwicklungen, bei
denen Universitäten auch miteinander bezüglich ihrer Bestrebungen zu
Nachhaltiger Entwicklung in Wettstreit treten, sind in Deutschland bislang
trotz der Kopernikus Charta in den 1990er Jahren sowie des HRK Beschlusses für Nachhaltige
Entwicklung 2008 noch nicht in Gang gekommen. Während an den besuchten Unis in
Kalifornien die dortigen Absolventen, Entscheidungsträger von morgen, mit
Inhalten der Nachhaltigkeitsdiskussion zumindest grob vertraut sind, kann man
in Deutschland derzeit noch an vielen Unis studieren, ohne mit
Nachhaltigkeitsfragen in Berührung zu kommen.
Man darf m.E. erwarten, dass die Entwicklung in
Deutschland und Europa dem US amerikanischen Muster folgen wird und dass
Universitäten, welche sich als erste Nachhaltigkeitsaspekten
auf den unterschiedlichen Ebenen in Lehre, Forschung und Administration
ernsthaft öffnen, mehr Studierende anziehen werden und somit auch unmittelbare
Wettbewerbsvorteile erwarten dürfen.
Ausblick: Für
die Entwicklung des Master-Studienganges „Nachhaltigkeitsmanagement“ an der
Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, an der ich beteiligt bin,
können die Erfahrungen dieser Reise als Signal verstanden werden, dass wir in
Eberswalde auch international ein sehr attraktives Angebot schaffen, das
möglicherweise auch weltweit Studierende anzuziehen in der Lage sein wird, da
es Angebote in der von uns geplanten Breite bislang auch in den USA kaum gibt.
An der Uni Göttingen gibt es mit dem IZNE und einigen weiteren Pionieren bedeutsame
Kristallisationspunkte, den Bachelorstudiengang Ökosystemmanagement, das
geplante Studium Ökologicum, das geplante
Mastercurriculum „Nachhaltigkeitswissenschaft“, die Permakulturgärten-Aktivitäten,
die Verbindungen zur Transition Town Göttingen Initiative sowie dem Dialogdorf Diemarden oder den fünf Bioenergiedörfern im Landkreis.
Wenn die Koordination und der weitere Ausbau dieser Aktivitäten seitens der
Universitätsleitung in einer Weise Unterstützung fänden, wie dies an einer
wachsenden Zahl US amerikanischer Unis bereits der Fall ist, dürfte das zu
einer Sicherung der guten Position der Göttinger Uni in der deutschen
Universitätslandschaft beitragen und deren Attraktivität für die wachsende Zahl
nachhaltigkeitssensibilisierter Studierender und Lehrender aus Deutschland aber
auch aus dem Ausland deutlich steigern.
Mit den NH Verantwortlichen für die 10 Mit den NH Verantwortlichen
des
UC Campuses im Presidents Office in Oakland Sustainability Office an der
UC San Diego